Ich hab kurz nach 0 Uhr ein brennendes Dings von meiner Leuchtkugelbatterie ins Auge bekommen und schon war mir klar, dass eigentlich alles einfach immer weiter geht. Von wegen Neuanfang und so. Dieses Ritual, sich von Altem zu verabschieden und Neues zu begrüßen ist zwar schön und gut. Wer aber mit beginnender Erkältung und irgendeinem Scheiß im Auge den Neujahrstag begeht, der sieht doch alles gleich wieder viel nüchterner. Entweder ist immer Silvester oder niemals. Guckt man sich zudem halbwegs kritisch in der Welt um, so kann man eigentlich auch nur noch feststellen, dass ein Scheiß in Ordnung ist. Die Politik rüstet sich langsam aber sicher gegen das Volk und vermeintliche Sicherungsinstitutionen dagegen versagen nach und nach ihren Dienst. Immer schön nach Osten zeigen aber nicht vor der eigenen Tür kehren – Leute, das geht nicht lange gut! Mir kleinen Ost-Teenager hat vor circa 16 Jahren mal so ein alter Hippie gesagt, dass am Ende noch alles viel beschissener werden wird, als es in der DDR zuletzt war. Und wenn ich mich jetzt umhöre, dann muss ich doch leider feststellen, dass er höchstwahrscheinlich recht gehabt hat. Ratlos kratze ich alle mir bekannten Theorien zusammen und versuche die Fragen zu finden, die bisher keiner so explizit gestellt hat und weshalb auch die richtigen Antworten dazu fehlen. Ob ich mich nun an Ausblicke aus Vorlesungen zur Volkswirtschaftspolitik erinnere, Klimaforschung oder den Maya-Kalender studiere, eins bleibt gleich: Es wird definitiv beschissen werden. Deshalb will ich wenigstens meinen Körper und Geist so fit wie möglich machen – auch weil mir mein Körper in den vergangenen Wochen ganz klar angesagt hat, dass es so nicht weiter geht. Notfalls höre ich eben sogar auf zu rauchen. So ist man wenigstens selbst noch handlungsfähig und hat vielleicht noch ne Chance.
Doch wie war das? Am Ende ist immer noch Musik da. Außerdem gilt wie für dieses Silvester-Dings im Auge sowieso immer: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird bzw. am Ende ist alles halb so wild. Mein Auge ist okay! Na bitte, es geht doch. Und zuletzt wird uns wohl nur die anscheinend einfachste und zugleich schwierigste aller Lösungen retten: Make love everybody, make love!
In diesem Sinne, keine Angst und auf ein Neues,
Deine Monday Edition
na dann mal frohes neues – augen zu und durch! ;)
Das war ja wirklich, wenn auch nicht das beschissenste was passieren kann, so doch ein ziemlich unglücklicher Jahreswechsel.
Überhaupt haben mich die ersten Meldungen in diesem Jahr alles andere als erfreut, als ich von der Tragödie vor der Champagneria las:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/verletzung-durch-polenboeller-schreckschuesse-auf-passanten/3685988.html
Ich habe ja eher prinzipiell viele Bedenken bei Massenaufläufen, wenn diese dann auch noch -wie zum Jahreswechsel- drohen in Massenhysterie umzuschlagen, scheint es doch so angebracht diese zu meiden. Meine Großmutter hielt es schon gut damit, mich an Silvester verschlafen zu lassen, und nicht für die Gleichschaltungs-Orgie zu aktivieren, und tatsächlich ist es oftmals gut, sich nicht jedem Hype hinzugeben, stattdessen kann es durchaus vorteilhaft sein, sich sebst – zu sich im anderen und damit zur allzuoft widerwärtigen Gesellschaft ins Verhältnis zu setzen, und die richtigen Schlüsse für sich selbst zu ziehen, die dann kommuniziert auch den nächsten hilfreich sein können (wie du das im Rückblick vernünftiger weise getan hast).
Bleibt mir dir gute Besserung zu wünschen, Gunther!