Christian Löffler – Heights (ki records 001)

christan löffler heightsNeues machte der Mai: ki records, ein gerade geschlüpftes Label aus Köln und Christian Löffler, ein recht neuer Player aus Meck-Pomm. Ergibt als Laufnummer KI-001 eine 4-Track EP, die auf das wunderbarste alter Errungenschaften einen frischen Schwung gibt und damit gerade ziemlich einzigartig da steht.  Die Verbindung melodiöser Ambient-Sounds mit einem Gerüst eher minimaler Beats und Bässe in einer aktuellen Klangästhetik zwischen Techno und House. Erst mal ist das keine so besondere Errungenschaft. Was dann aber im einzelnen aus dieser Basis gemacht wurde sehr wohl. Löffler verzichtet vollständig auf Echokammern und Dub-Chords. Seine Stücke nehmen eher die heute schon verloren geglaubten Fäden wieder auf, die einmal die Debüts von Pantha du Prince, Anders Ilar oder Alex Smoke ausgelegt haben. Eine spezielle Mischung von entrücktem Schwelgen in Melancholie und einer furztrocknen „Stiff Upper Lip“ Attitüde die von Löffler fast unverschämt unbeschwert in die Jetzzeit transportiert wird.

Ich nenne das gerne „Provinztechno“ – und in der Sound- und Coverästhetik wie auch in der Qualität schliesst sich „Heights“ an die jüngsten Highlights dieses ausgedachten Genres (Kann, Musik gewinnt Freunde, Acker) nahtlos an.

Platten jekooft: von Leichte Teile (16.05.09)

santiagosalazarSantiago SalazarArcade (Macro 011) – Stefan Goldmanns Label Macro wird immer seltsamer und immer besser. Die Tradition von House/Techno scheint hier nur noch der Ausgangspunkt für einen Trip in die weißen Stellen der Sampling-Landkarte. So ist die jüngste Laufnummer 11 von Santiago Salazar eine erdig psychedelische Pilzsuppe aus fernöstlichen Samples und einem tonnenschweren Krautrock-Synthie-Brummen. Ambient-Slowhouse-Drone, falls es dieses Genre schon gibt. Warum nur sechs Minuten? Der Remix von Stefan Goldmann erscheint da erstmal deutlich konventioneller und auf Spielbarkeit, zumindest in den frühen oder sehr späten Abendstunden ausgerichtet – würde das stück nicht nach der hälfte unverhofft in einen gefühlt japanischen Historienfilmsoundtrack umschwenken.

tensnakeTensnakeIn the End (I want you to cry) (Running Back RB015) – Wäre Justus Köhncke in dieser Runde nicht schon vertreten, der Köhncke-Disco-Gedächtnispreis gebührte Tensnake. Das Titelstück ist so ein superoptiertes, sensationell klingendes Stück Neo-Disco mit subtilen Ambienteinflüssen und dieser kaum zu greifenden Aura einer Retro-Modernität, die die Utopie die „Disco“ einmal war aufgreift und in eine ganz neuen aktuellen Kontext umsetzt. Etwas das eigentlich nur Köhncke beherrscht. In diese Disko kommt jeder rein. Neu-Alt-Neu, Whatever. Unwiderstehlich ist das Adverb zu diesen Tracks.

Justus KöhnckeDon’t Go (Kompakt 185) – Hier ist die Mjunik Vocoder Space-Disco zu Hause. In Kölle nähmlisch. Vom Meister persönlich angerichtet. Mit Gummitwist. Dirk Leyers‘ pumpend-minmaler Mix von „It’s gonna be alright“ wärmt mich bislang noch nicht so wie das Original. Braucht vermutlich die richtige Gelegenheit und Uhrzeit.

inoueKarou Inuoeesc (Endless Flight 13) – Und nochmal schwelgerische Synthie-Disco, diesmal aus Japan. Ist einfach zuu schön. Der endlos langsam glimmende Remix von John Daly macht auch alles richtig.

DiskjokkeAsa Nisi Masa (Full Pup FP019) – Jawoll. Prins Thomas‘ Full Pup endlich wieder auf Kurs. Diskjokke treibt hier Schabernack mit einer hirnzersetzender Acid-Sauce im typischen Osloer Sofarocker-Rhythmus. Erinnert mich seltsamerweise gerade an so britisches Mittneunziger-Zeug auf N-Tone oder Warp. Kann das sein?

pantonePan/ToneShame EP (Cereal Killers c/k11) – Sheldon Thompson lässt die Hosen runter. Schon wieder. Hört das denn nie auf? Seine neue EP auf seinem eigenen Label lässt erstmals hören was sich in seinem exzellenten Live-Set letztes Jahr schon angekündigt hatte: Weniger hartes Rocken, dafür Deepness, Konzentration. Das Titelstück ist so ein zartschmelzend euphorisches Slowhouse-Stück, etwas das ich von einem körperlich wie charakterlich eher, äh, „robusten“ Whiskey-Trinker wie Thompson so gar nicht erwartet hätte. Tolle Sache. Einizges Manko: Der Deprigitarrengetriebene Gui Boratto Mix von Lost Highway auf der B spielt gelinde gesagt nicht gerade in meiner Disco.

BozzwellEscape 5 (Firm31) – Der jüngste Neuzugang auf Firm läst sich mächtig Zeit bis nach etwa zwei Minuten aus Ambient/Field Recording Geknusper ein gaanz langsamer Vocal-House Burner wird, wie früher mal Closer Musik. Andre Kramls Remix kommt da deutlich schneller zur Sache. Und der Popnoname/Dee Pulse Mix von Marlena’s Eyes auf der B1 ist eine kleine Perle an poppig federndem Tech-House. Alles sehr eigenwillig, authentisch und gut. Firm machen konsequent ihr eigenes Ding. So kann „Deep“ auch gehen.

koze_smallDJ KozeMrs Bojangles (Circus Company CCS037) – Topfschlagen für Erwachsene. Koze feilt weiter an seiner unnachahmlichen Mischung aus unendlich verfeinertem Minimal-Sound und wahrhaft kindischer Freude an Höspiel-Intermezzi und albernen Filtereffekten. Klingt nach harter Arbeit. Warum Bodhisattva nach Indien ging wird uns diese Platte aber vermutlich auch nicht erklären können.

André LodemannYou never know (Best Works BWR002) – Die Laufnummer Zwei des Lodemannschen Labels, wieder von ihm selbst bespielt kommt wesentlich knochiger rüber als das üppige Vocal-House des Debüts erwarten liess. Ein heftiger ungerade-gerader Rhythmus macht die A zu einer spannenden Angelegenheit. Ohne je gerade durchzuwummern findet das Stück doch zu einem distinkten Groove. Ziemlich clever und eigen.

thrillerUnknownSwarm/Hubble (Thriller002) – Auf dem britischen Label, das sich mit grauschwarzer Anonymität schmückt wird sich auch am Erbe der frühen Neunziger abgearbeitet, spezifisch an dem was sich in komplett zerbombten Köpfen zwischen Kornfeld-Rave und Leftfield noch so zusammenklauben lässt. Zwischen Wow! und Oha! Kaputter Psycho-Scheiss des Monats. Läuft rückwärts von Innen nach Außen.

John TalabotMy old school (Permanent Vacation permvac 033) – Kann Bitte endlich mal jemand die Verwendung afrikanischer Tribal-Samples, besonders dieses eine „Timbuktu“ Sample, ihr wisst schon, unter empfindliche Strafe stellen? Danke! Ansonsten hab ich an diesem, klar, mächtig kommerziellen und, auch klar, mächtig pathetischen, Maxmimal-Melo-House aus zig geschichteten Streicher/Klavier/Ethno Samples eigentlich nichts auszusetzen. Zu einem Trend (vergleiche vor kurzem auch Culoe de Song oder Wareika) muss das aber von mir aus nicht werden.

buttrichMartin Buttrich/JonaStoned Autopilot (C2 Remix) (Planet e PLE65299) – Um diese Platte bin ich ziemlich lange rumgeschlichen. Ein perfekt austarierter C2 Mix zwischen notwendiger Härte und zugewandter Freundlichkeit, zwischen notwendiger Monotonie und hittigen Effekten. Aber bei aller Liebe: Irgendwann ist jetzt auch mal Zeit sich was neues einfallen zu lassen, Herr Craig. Die B von Jona kommt da erstaunlich frisch rüber.

Platten jekooft, 02/05/2009

actressActressGhosts Have A Heaven (Prime Numbers PN06) – Jo Mei, is scho wieder 1997? Darren Cunningham alias Actress beschwört die verrauscht knuspernde Nebelästhetik des seligen Chain Reaction Labels herauf. Vor allem auf der titelgebenden A-Seite ist das von erhabener Größe. So lasse ich mir Dub-Techno der alten Schule noch gefallen. Die Fallhöhe der beiden schnitzelig bis electroiden Stücke auf der B ist etwas niedriger, und schaut im Falle von Hazyville noch etwas weiter in die Vergangenheit. Runde Ecke dennoch.

Pantha du Prince Behind the Stars (dial 45) – Is klar, der klassische „im-Hintergrund-Bleiber“ versteckt sich hinter den Sternen. Dabei hat er doch im Alleingang das Animal pantha1Collective an die Wand gespielt – und das vor einem Publikum aus grösstenteils verschnarchkifften Indie-Schluffis. Die neue 12″ haut mächtig dark in die Kerbe. Splitter Minimal oder Melo-House? Nee. Eine mächtige Welle aus Kälte und Klaustrophobie. Gregor Schneiders Haus Ur in Vinyl.

Rick Wade – Harmonie Park Vol. 1 EP (Funky Chocolate Records FC16) – Interessantes Comeback gerade, von einem der lange Zeit als eher spießiger House-Konservator galt. Seltsam. Denn im Rückblick (den auch diese EP mit raren Tracks bietet), hat sich daran eigentlich nichts geändert – und dennoch ist diese Musik für jetzt und gerade richtig. Wertkonservativ und traditionell zwischen Motor- und Windy City gewinnt diese EP durch die (nicht weniger traditionelle) Hingabe und Deepness, die Wade den Tracks immer hörbar mitgegeben hat. Und nicht zuletzt durch die sommerliche Wärme und Sanftheit. Deep geht so.

The Whitest Boy Alive - 1517The Whitest Boy Alive1517 (Morgan Geist Remix) (BUBBLESEP001) – Jahre nach Ghost Trains kann eine Kollaboration von Morgan Geist und Erlend Øye wohl nicht mehr den gleichen Zauber des einmaligen und neuen haben wie einstmals das Stück das die Melancholie der verlorenen Jugend wie kein anderes in eine milchsanfte Leichtigkeit tauchen konnte. Die Geschichte von Disco und die Annäherung von Indie und Club haben andere anders weitergeschrieben. Das bittersüße Schweben beherrschen Morgan Geist und Erlend Øye aber immer noch. 10 Minuten 1517 sind da eher zu kurz.

Ken HayakawaOutside The Walls (Musik Gewinnt Freunde MGF08) – Der Mann mit dem typisch österreichischen Namen macht genau das was ich auf MGF lieben gelernt habe: melodieseeligen streichergetrieben-trancigen Minimal, der nicht zu sehr draufhaut, aber auch nicht zu verfrickelt oder knochig rüberkommt. Schöne Sache.

AdaAdaptations (Kompakt KOM188) – Lovestoned (nicht das Timberlake Stück) feat. Raz Ohara macht schon mal mächtig Vorfreude auf das kommende Album und die Mix-CD. Welliger Hit der alten Blondie Schule. Der Fizzmann Remix auf der B ist leider eher überflüssig.

Damián SchwartzColored Party(Múpa011) – Weisser Vinyl-Auszug aus dem Party Lovers Album von letztem Jahr. In der gebotenen EP Kürze kommt das perfekt scharf und Funky Techy.prinsthomas

Georges VertFreak D’Espace EP (LoEB009) – Geile Spacedisco mit genau der richtigen Würze Eurotrash in LoEB-lich spaciger Verpackung. Kriegt mich immer.

Lindstrøm & Prins ThomasTirsdagsjam (Eskimo Recordings) – 13+ Minuten flangerfiltergitarrengedaddel. diehamsjewohlnichmehralle. super.

Mark ERaygun / Touch (jisco006) – Nicht mehr ganz so neue Edits (aktuell Reprinted) vom Slowhouse Meister. Warum mir von dem Typ gerade fast alles gefällt, im Gegensatz zum Gros der Disco-Edits die gerade so rumfliegen? Weil er eben nicht nur das wiedererkennbare „charakteristische“ der Originale loopt und dehnt, sondern immer etwas eigenes und orignelles damit macht.

Juju & Jordash – Don’t Shave the Children

juju1Auf infinitestatemachine habe ich einen sehr schönen frühlingsgefühlten Mix von meinen liebsten Beardoholländern Juju & Jordash gefunden.

Tracklist:

Idris Muhammad — fox huntin’
E.U. — Computer Funk Intrumental
Screamin’ Tony Baxter — Get Up Offa That Thing
202 Machine — Get Up (Rock Your Body)
Omar – S
Art of Noise – Donna
Art of Noise – Donna
some new beat remix — can’t remember right now
some british techno classic — early 90s — can’t remember name right now
Newworldaquarium — Affenwelt
Chris & Cosey — Cowboys in Cuba
Juju & Jordash — Blue Plates
Nacho Patrol — Twinotters
TOMMASO CAPPELLATO — THE KNIGHT (Ra.H edit)
Theo Parrish — Love Triumphant
CARLOS NINO & FRIENDS — Lonely Joined by Happy
The Intruders — Save the Children
Pat Metheny — forgot the name…